Gut - Aber Wirklich Gut Genug?

Wie kam das Projekt zustande? Wissen Sie, das war auch wieder so eine Schweizer Sache: Dank den MBA-Absolventinnen und -absolventen konnte ein Mittelständler, bei dem ich selbst im Verwaltungsrat tätig bin, auf das Wissen von hervorragenden Studenten aus der ganzen Welt zurückgreifen – und das innert zwei Wochen. Es ist für die Teilnehmer eine herausragende Erfahrung und für Agathon sehr gewinnbringend. Gibt es ein Kernpaket an Empfehlungen, was ein Unternehmen in dieser Krise tun kann und soll? Mir scheint, dass wir uns viel intensiver mit den Kundinnen und Kunden und ihren Bedürfnissen auseinandersetzen müssen. Aber auch, wie wir einem breiteren potenzielle Kundenpool unsere Produkte und unsere Innovationen sichtbar machen können und nicht einfach nur auf die internen oder externen Kundenvertretern vertrauen – also breiter rangehen an den Markt, das ist ein Punkt, der für viele Unternehmen gilt. Wir müssen, müssen – auch bei IMD! – unsere Marken mit positiven Aspekten wie Leadership und Innovation aufladen, sodass draussen im Markt sofort an uns gedacht wird, wenn ein Thema aus unserem Tätigkeitsbereich aufkommt. In der Initiative SEF.Interaktiv waren die Teilnehmenden für die Schweizer Wirtschaft skeptisch, was die nächsten 12 Monate betrifft. Gleichzeitig waren die gleichen Befragten optimistisch, was ihre eigene Zukunft betrifft. Wie erklären Sie sich diesen Widerspruch? Das hat schon mit den Innovationen zu tun, die viele Unternehmen aufgegleist, die neue Produkte, neue Marktsegmente und neue Herangehensweisen entwickelt haben. Deshalb gehen die Unternehmer von einer steilen Wachstumskurve bei sich aus. Wobei: wenn man sieht, welche Umsatzeinbrüche viele erlebt haben, da braucht es schon viel, um wieder auf die vorherigen Umsatzziele zu kommen. Wenn sie sechs Monate nur rumgesessen hätten, wären sie sicher nicht so positiv. Die Grundstimmung bei SEF.Interaktiv war ja, dass die Krise auch einen Kick geben kann, was Agilität und Veränderungs- geschwindigkeit betrifft. Sehen Sie dies auch so? Es gibt dazu noch keine Studien in der aktuellen Situation, aber die Schweizer Unternehmen stehen seit Jahren unter Druck, ihre Premiumpositionierung beweisen zu müssen. In der Corona-Krise war etwas anders: wir hatten Zeit. Vorher waren ja alle am Anschlag – und plötzlich verkaufte sich nichts und man hatte Zeit, nachzudenken, wie man die Kundschaft künftig angehen kann. Für Innovation braucht man einen freien Kopf, da war die Corona-Zeit sehr zuträglich. Das gilt auch für mich: Ich bin morgens um sechs in den Bergen gewandert und habe über den

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Interview

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