Gut - Aber Wirklich Gut Genug?

Albrecht Enders ist Professor für Strategie und Innovation am Institute for Management Development (IMD) und Mitglied der Geschäftsleitung. Er war mitbeteiligt an der Konzeption und Durchführung von SEF.Interaktiv. Er sieht die Schweizer Wirtschaft gut gerüstet, um die Krise zu meistern, aber auch viel Potenzial, das es zu nutzen gilt. Albrecht Enders, wie gut schlägt sich eigentlich die Schweiz und ihre Wirtschaft in dieser Corona-Krise aus Ihrer Sicht? Albrecht Enders: Also, ich bin schon sehr beeindruckt. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen funktioniert genauso wie die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Staat. Das Land ist klein, die Menschen halten zusammen und versuchen sehr pragmatisch durch diese Krise zu kommen. Was fiel Ihnen positiv auf? Ob hier beim IMD, wo ich auch in der Geschäftsleitung bin, oder bei anderen Unternehmen, in die ich reinsehe – es wurde und wird agil und schnell reagiert. Und zwar nicht nur etwa im Top-Management. Da kommen Ideen durchaus auch aus der Mitarbeiterschaft. Auch hier beim IMD: Wir sind heute eine komplett andere Organisation als vor sechs Monaten. An die Programme, die jetzt Standard sind, hätten wir vor sechs Monaten nicht einmal gedacht! Das ist ein Kompliment nicht nur an die Geschäftsleitung, sondern auch an die Mitarbeitenden, die viele Ideen eingebracht haben. Was sehen Sie als Negativpunkt? Die Schweiz ist immer noch sehr teuer! Das ist eine Thematik, wo wir mit dem Rücken zur Wand stehen im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz, die mit ganz anderen Kostenstrukturen arbeiten kann. Für jede Organisation, wie das IMD auch, die zu hiesigen Kosten produzieren muss, hat sich diese Problematik mit der Krise nochmals verschärft. Umsomehr sehe ich es positiv, wie schnell und innovativ die Unternehmen sich gewandelt haben. Sie haben in einer Case Study Empfehlungen für ein Schweizer Unternehmen, dem Schleifmaschinen-Hersteller Agathon AG in Bellach, durch MBA-Absolventen bei IMD erarbeiten lassen. Was ist deren wichtigste Empfehlung? Grundsätzlich ging es darum, wie man an den Markt geht, mit Kundinnen und Kunden kommuniziert. Und darüber hinaus ganz wichtig: Wie man über die aktuellen Anwendungen hinaus in neue Bereiche gelangen kann. Es ist ja so, dass die Anwendungsmöglichkeiten für die Schweizer Hochpräzisionstechnik viel breiter sind, als das die Hersteller sich vorstellen können. Man muss sich da überlegen, mit wem man zusammenarbeiten will, um diese neuen Anwendungen herauszufinden.

Interview

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