Gut - Aber Wirklich Gut Genug?

Die Schweiz ist erfolgreich und sehr kompetitiv, sie steht auf Rang 3 des World Competitiveness Indexes von IMD (siehe Flashlight). Die Schweiz wird jedoch laut Arturo Bris, Professor für Finanzen und Direktor des IMD World Competitiveness Center, nur ganz an die Spitze vorstossen können, wenn sie in Sachen Agilität und Geschwindigkeit zulegt. Für Peter Vogel, Professor für Entrepreneurship am IMD, ist zentral, wie man aufgestellt ist in einem Moment, wo sofort global alles stillsteht. Dadurch unterscheidet sich ja diese Krise von allen anderen zuvor. Zentral ist die Abwehrkraft: Hat man Reserven oder segelt man hart am Wind und setzt auf ein Schönwettermodell? Dabei sollte eigentlich immer der Kunde im Mittelpunkt stehen. Eine kürzlich publizierte Studie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens PwC weist deutlich auf den Erfolgsfaktor Kundenzentrierung hin. Aber oft sehen Unternehmen die Kunden nur als Absatzmarkt. Oder quetschen ihr Business-Modell aus, bis es nicht mehr geht. Eine Krise wie die des Corona-Virus legt alle Versäumnisse brutal offen. Dann stellt sich die

Frage, wie schnell man reagieren kann. Ziel müsste es eigentlich immer sein, zusammen mit den Kunden Lösungen zu entwickeln. Ein gutes Beispiel ist die Wilhelm Schmidlin AG aus dem Kanton Schwyz. Urs Wullschleger ist gemeinsam mit seinem Bruder Geschäftsführer und Inhaber. Als sie das Familienunternehmen vor 13 Jahren in der 3. Generation übernommen haben hätten sie sich Gedanken gemacht, wie man sich vom Markt abheben könne, um auch resistenter gegen eine allfällige Krise zu sein. Seine Firma könne heute Bade- und Duschwannen sowie Lavabos statt nur in Standardgrössen auch als Einzelstücke exakt auf Mass herstellen und sehr kurzfristig und äusserst zuverlässig liefern, etwas, was die Konkurrenz gar nicht anbietet. Das sei ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, welcher nur dank der Produktion in der Schweiz möglich sei. Diese Agilität und Schnelligkeit helfe nun Schmidlin auch in dieser Krise, weil beim Kunden dank dem offensichtlichen Mehrwert der Massanfertigung mit kurzer Lieferfrist der Preis eine etwas untergeordnete Rolle spiele. Die SEF-Interaktiv-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer sind sich einig: Agilität ist

entscheidend. Dafür solle man aber alle Stakeholder-Gruppen einbeziehen, um die besten Lösungen zu finden. Das Geschäft komplett aus Kundensicht zu analysieren sei wichtig, dann könne man sich auch wirklich auf die Kundinnen und Kunden ausgerichtet aufstellen. Nur so kann man schneller und einfacher werden. So bereite man sich sozusagen jetzt auf die nächste Krise vor. Urs Wullschleger gibt den Teilnehmern gleich noch einen Tipp auf den Weg in die Zukunft: Wenn man keine spezielle Idee für die Weiterentwicklung des eigenen Business Modells habe, so helfe es, wenn man wenigstens die Prozesse so optimiert, dass man schneller und agiler als die Konkurrenz sei. In der Selbsteinschätzung geben sich die

SEF-Unternehmerinnen und -Unternehmer in Sachen Agilität und Geschwindigkeit eine Note zwischen genügend und gut. Es gibt also tatsächlich noch Einiges zu tun. Und auch in Sachen Business Modell: Die Hälfte denkt, dass sie ihr Geschäftsmodell anpassen muss .

Schneller und wendiger

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